Was sich gerade verändert …

 

Die Krise beschleunigt Veränderungen die bereits in den letzten Jahren eingeleitet wurden. Das Konsumverhalten wandelt sich derzeit ebenso schnell wie die Erwartungshaltung der Kunden. Traditionelle Geschäftsmodelle geraten durch die beschleunigte digitale Transformation massiv unter Druck. Unternehmen müssen sich jetzt schnell auf neue Spielregeln einstellen. Oder?

Innerhalb kurzer Zeit wurde die Welt, wie wir sie kannten, auf den Kopf gestellt.

Wochenenden und Abende zuhause. Verwandte und Freunde auf Videoschirmen. Zwischen Geschäftskonferenzen und Homeschooling noch schnell eine Mahlzeit zubereiten. Wer hätte sich das noch vor wenigen Wochen gedacht?

Die Folgen der Pandemie werden uns noch länger verfolgen. Die Experten gehen davon aus, dass es frühestens nächstes Jahr einen Impfstoff geben wird und irgendwann werden wir uns auch endlich schrittweise einer Herdenimmunität annähern. Aber selbst dann, bleibt uns immer noch die spannende Frage, wie es danach weiter geht.

Werden wir wieder zu unseren alten Gewohnheiten zurückkehren? Der vertraute Besuch im Shop ums Eck. Die Geschäftsreise in die Niederlassung am anderen Ende der Welt. Der tägliche Weg ins Büro. Der ausgedehnte Shopping-Ausflug am Wochenende. Das ausgelassene Abendessen mit Freunden. Der Urlaub in der Ferne.

Niemand kann diese Fragen heute mit Gewissheit beantworten. Gerade deshalb ist es umso wichtiger sich mit möglichen Folgen auseinanderzusetzen. Aber vor allem auch zu akzeptieren, dass wir in Zeiten hoher Ungewissheit leben und mit Veränderungen rechnen müssen. Was wir vor allem tun müssen, ist daran zu arbeiten viel flexibler zu werden und uns auf Zeiten des Wandels einzustellen

Dazu 5 Bereiche die uns zum Nachdenken anregen sollten:

Die Kundenbedürfnisse und das Konsumverhalten

Laut letzten Meinungsumfragen vermissen nur 4 Prozent der Befragten das “Einkaufen gehen". Der Lebensmittelhandel und Apotheken waren immer geöffnet und im Zuge zunehmender Digitalisierung haben viele auch erste positive Erfahrungen mit Online-Shopping gemacht und ihren Einkaufsbedarf von zuhause aus gedeckt. 

Wir gewöhnen uns gerade an neue Einkaufserlebnisse. Das berührungslose Shopping mit Maske, die Video-Besichtigung von Immobilien oder die Essenslieferung per Bote. Die komfortable Karte statt dem infektiösen Bargeld? Kehren wir nach der Krise zu unseren alten Verhaltensweisen zurück? 

Werden wir bald wieder in überfüllten Billig-Fliegern nach Griechenland sitzen? Werden sich die Kreuzfahrtschiffe, die uns heute eher an schwimmende Seuchensanatorien erinnern, wirklich wieder füllen? Wird Lignano wieder so überfüllt sein mit Touristen – die dann alle Mundschutz tragen? Werden wir im Zeitalter von Seuchen, die oft durch die Über-Enge von Mensch und Tierentstehen, wirklich immer mehr Tiere essen? Was bleibt davon? Was kommt neues?

Die staatliche Einflußnahme

Die meisten Staaten übernehmen seit Beginn der Krise wieder eine sehr aktive Rolle in der Gestaltung unserer Welt ein. Es gibt strenge Regeln die massiv in das tägliche Leben eingreifen und vieles in unserem Umfeld verändern. Das alles vor allem um unser Gesundheitssystem zu schützen. Sehr behutsam werden die nächsten Schritte der Öffnung vorbereitet.

Genau diese Maßnahmen verursachen auch großen wirtschaftlichen Schaden. Massenarbeitslosigkeit, Firmenpleiten und Social Distancing prägen unser tägliches Leben. Die selben Staaten versuchen mit Rettungspaketen und Konjunkturanreizen dem entgegenzuwirken. Aber hier stellt sich eine spannende Frage. Wie lange werden Staaten diese dominante Rolle beibehalten? Wie stark werden sie Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft und des Wirtschaftssystems weiter verändern?

Derzeit kann man beobachten, dass Staaten wieder mehr zu aktiven Gestaltern der Gesellschaft werden. Einige Länder binden Sanierungspakete für die Luftfahrt- und die Automobilindustrie an eine Ökologisierung deren Produkte.

Werden Staaten diese Krise nutzen neue Visionen für die Zukunft zu erschaffen? Werden sie in Zukunft wieder stärker das Steuer übernehmen und in die Regulierung der Märkte eingreifen?

Organisationen, die Digitalisierung und die Kollaboration

Seit langer Zeit diskutieren wir Veränderungen in der Arbeitswelt. Manche nennen das auch New Ways of Work. Wir beobachten weltweit gerade ein massives Heimarbeits-Experiment. In den letzten Wochen hat sich hier mehr verändert als in den Jahrzehnten zuvor. Wir haben in der Zwischenzeit alle gelernt, dass ergebnisorientiertes Arbeiten, losgelöst von physischer Anwesenheit und kontrollierbarer Arbeitszeiten, gut funktionieren kann.

Derzeit muß auch viel improvisiert werden. Schnell werden neue Dienstleistungen bereitgestellt oder statt T-Shirts Gesichtsmasken produziert. Alles ein bisschen dynamischer als man es sonst so gewohnt ist. Laut aktuellen Meinungsumfragen wollen 75 Prozent der Angestellten eine Beibehaltung dieser flexiblen Modelle. Wie werden Unternehmen damit umgehen?

Wird diese flexiblere Form der Arbeit auch nach der Krise verbreitet bleiben? Werden Organisation agiler werden? Werden wir wieder täglich unsere Stunden im Büro verbringen und dabei die meiste Zeit in Meetings verbringen? Oder wird sich die Digitalisierung weiter beschleunigen? Und wie sieht es mit Geschäftsreisen aus? Werden wir uns noch regelmässig ins Auto oder ins Flugzeug setzen? 

Die Sicherheit, das Vertrauen und die Gesundheit

Derzeit „profitiert“ der Megatrend Sicherheit in all seinen Facetten von Schutz, Absicherung und Versicherung. Der Gesundheits- und Wellnessbereich erlebt einen nie dagewesene Boom. Die Krise hat uns auch gezeigt, dass man sich gegen manche Gefahren eben nicht absichern kann.

Und wie sieht es mit dem neuen Vertrauen aus? Wer steckt mich an und wer nicht? Ist es gefährlich Produkte in einem Geschäft anzugreifen? Soll ich eine Corona-App verwenden oder wird sie gegen mich verwendet? Große Technologieunternehmen werden jetzt mehr wie Versorgungsunternehmen wahrgenommen. Aber werden wir ihnen weiter vertrauen?

Die neue Regionalisierung (De-Globalisierung)

Die Globalisierung hat mit der Krise vermutlich ihren Höhepunkt erreicht. Nicht nur bei der Versorgung durch Medikamente beginnt ein Nachdenken darüber, von welchen Ländern man übermäßig abhängig ist. Es kündigt sich auch ein anderer Umgang mit den Rohstoffflüssen und Produktionsketten der industriellen Welt an.

Es gibt derzeit eine breite Welle der Unterstützung für kleine, lokale Unternehmen. Wird dieser Trend anhalten? Wird das mittelfristig bekannte Marken treffen? Werden sich Konsumenten etwa von globalen Konzernen abwenden?  Wird sich der Trend von "Qualität vor Preis" durchsetzen? Was nützt die billigste Schutzmaske, wenn sie nicht schützt? Speziell wenn sie aus dem eigenen Land kommt? 

Werden Wertschöpfungsketten in Zukunft wieder stärker regionalisiert? 

Ein Fazit:
Was ist die Gewissheit in der neuen Normalität?

Eine Frage die recht einfach zu beantworten ist. Es gibt keine. Über Nacht hat ein kleiner Virus das Wirtschaftsleben in einen Tiefschlaf versetzt. Die Selbstverständlichkeiten von gestern wurden die Herausforderung von heute. Kehren wir nach der Krise zu unseren alten Verhaltensmustern zurück oder bleibt da was hängen? Wir werden sehen.

Aber vor allem müssen wir auch akzeptieren lernen, dass wir in Zeiten hoher Ungewissheit leben und in Zukunft mit nachhaltigen Veränderungen rechnen müssen. Dabei werden wir gut dabei beraten sein, weiter daran zu arbeiten viel flexibler (=agiler) zu werden um uns gut auf längere Zeiten des Wandels einzustellen